Draußen in meinem Kopf: Christoph beginnt sein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Pflegeheim als persönlicher Betreuer des 28-jährigen Sven. Keine Lust auf Opfer-Rollen Am Samstag, 27. Januar, kommt er nun zur vierten Festivalvorstellung nach Saarbrücken. Dort zeigt er im Kammerspiel „Draußen in meinem Kopf“ eine Rolle so ganz anders als all das, was er bislang am Staatstheater Darmstadt verkörperte. Dort kennt man Koch immer in Aktion, wie er mit seinem Rollstuhl durch die „Räuber“ rauscht, wie er Kleists „Prinz von Homburg“ als lebendes Reiterstandbild verkörpert und als Kafkas Affe im „Bericht für eine Akademie“ sogar scheinbar wieder auf eigenen Beinen steht. Und nun erlebt man ihn unter der Regie der Kinodebütantin Eibe Maleen Krebs im Kino ganz passiv, als Sven, der sich im Endstadium einer angeborenen Muskeldystrophie fast gar nicht mehr bewegen kann und auf den Tod wartet. Da tritt ein neuer Pfleger in sein Leben – oder das, was davon übrig ist. „Ich habe lange mit mir gerungen, weil wir in Darmstadt ja konsequent versuchen, dass ich nicht typische Opferrollen spiele“, sagt Samuel Koch im Gespräch mit dieser Zeitung. Hier will also ein Mensch, der sich nicht mehr rühren kann, für immer abtreten. Doch dafür braucht er Hilfe. „Bei genauer Lektüre habe ich gemerkt, dass Sven eigentlich der Täter ist“, sagt Koch, der die Figur mit träumerischer Klarheit in der Stimme und suggestiven Blicken irritierend eindrucksvoll als charismatischen Verführer zum Tode spielt. Das schmerzhaft intime Kammerspiel ist inspiriert von einem Fall von Sterbehilfe, der 2001 als besonders bizarr Schlagzeilen machte. „Da wurde ich ehrfürchtig vor dem Stoff. Das war auf jeden Fall eine schauspielerische Herausforderung“, sagt Koch. Und es war eine Gelegenheit, sich in einem anderen Medium, anders zu zeigen als im Darmstädter Ensemble. „Achtzig Prozent der Aufnahmen beim Film sind Nahaufnahmen. Vom Brustkorb aufwärts unterscheide ich mich aber nicht von anderen Schauspielern.“ Wobei Koch sich wie auf der Bühne auch im Film körperlich nicht schont, Sven nackt und ausgeliefert spielt – und doch immer zeigt, dass der junge Mann, der nichts mehr greifen kann, doch seinen Pfleger in der Hand hat. Und damit auch sein Schicksal. So sehr Samuel Koch die Situation kennt, auf Helfer angewiesen zu sein, so wenig hat er mit seiner Filmfigur gemein. Er selbst hält es eher mit Philinte, dem Freund des Menschenfeindes Alceste bei Molière, der auch frei sein will, aber weiß, dass jeder Mensch von Natur und Gesellschaft abhängig ist. „Es ist nicht leicht, Hilfe anzunehmen, aber wenn man bewusst damit umgeht, macht man sich auch freier.“ Zu dieser noblen Haltung auf der Darmstädter Bühne zeigt er beim Festival in Saarbrücken die bittere Antithese. Bitte loggen Sie sich ein, um einen Kommentar zu diesem Artikel zu verfassen.
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March 2019
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